Phase 1: Die Anfangsphase
Zu Beginn einer Depression können Symptome recht subtil sein. Man fühlt sich vielleicht etwas niedergeschlagen, hat weniger Freude an den Dingen, die man normalerweise genießt, und eventuell bereits Schwierigkeiten, sich auf Aufgaben zu konzentrieren. Schlafstörungen sowie Veränderungen im Appetit, können ebenfalls auftreten. In dieser Phase ist es wichtig, auf diese Veränderungen zu achten. Die Online-Therapie kann hier eine erste Anlaufstelle sein. Mit flexiblen Terminen und ortsunabhängigem Zugang, bietet sie eine niedrigschwellige Möglichkeit, über die eigenen Gefühle zu sprechen und professionelle Hilfe zu bekommen.
Phase 2: Die Verstärkungsphase
Wenn die Symptome sich verstärken und Alltagstätigkeiten beeinträchtigen, spricht man von der Verstärkungsphase. Die Depression ist nicht mehr zu übersehen und beginnt, das Leben und die eigene Leistung deutlich einzuschränken. Auch können diffuse körperliche Beschwerden, innere Unruhe oder auch Ängstlichkeit auftreten. In dieser Phase ist die rechtzeitige Hilfe entscheidend. Eine Chronifizierung der Depression droht, wenn auf Symptome nicht reagiert wird. In meiner Tätigkeit als Psychotherapeut erlebe ich häufig, dass Patient:innen zu spät Hilfe wahrnehmen. Als Folge nimmt die Behandlungsdauer zu und die Lebensqualität der Betroffenen ist lange stark gemindert.
Phase 3: Die Akutphase
In der Akutphase ist die Depression voll ausgeprägt. Tätigkeiten des täglichen Lebens können zum Kampf werden und oft wird das Bett zum Zufluchtsort. Selbstvorwürfe und Schuldgefühle können so sehr im Vordergrund stehen, dass es eventuell zu suizidalen Gedanken und Handlungen kommen kann. Hier ist es entscheidend, schnell professionelle Hilfe zu aufzusuchen! Unter Umständen sollte diese dann auch stationär in einem klinischen Setting wahrgenommen werden.
Ein therapeutisches Online-Angebot kann sich dann in der Vor- und Nachsorge sowie in der Begleitung als besonders hilfreich erweisen, weil sie es ermöglicht, Unterstützung von zu Hause aus zu erhalten. Außerdem bieten verschiedene digitale Therapieplattformen spezielle Programme und Interventionen an, die individuell zugeschnitten sind. Denn jeder Verlauf einer Depression ist individuell und benötigt passgenaue Maßnahmen zur Behandlung.
Phase 4: Die Erholungsphase
In der Erholungsphase beginnen die Betroffenen, sich wieder besser zu fühlen. Dies ist eine entscheidende Phase, um Rückfälle zu vermeiden und dauerhafte Bewältigungsstrategien zu entwickeln. In dieser Phase ist eine stetige Unterstützung hilfreich, die positiven Veränderungen zu festigen. Außerdem können mit einer niedrigschwelligen Betreuung durch Psychotherapeut:innen aufkommende Probleme frühzeitig erkannt und proaktiv angegangen werden.
Phase 5: Die Remissionsphase
In der Remissionsphase sind die Depressionssymptome weitestgehend verschwunden, aber die Gefahr eines Rückfalls besteht. Durch therapeutische Gespräche kann man hier weiter an den erlernten Bewältigungsstrategien arbeiten und sich, wenn nötig, Unterstützung holen. In der sogenannten Nachsorge kann die Häufigkeit der Termine deutlich reduziert werden. Auch punktuelle Gespräche mit größeren zeitlichen Abständen haben eine positive Wirkung.
Die Phasen einer Depression sind nicht immer eindeutig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Auch die Intensität der Symptome kann sich stark unterscheiden. Aber eines ist sicher: Es ist immer besser, um Hilfe zu bitten, bevor die Dinge überwältigend werden. Die Möglichkeit, eine Online-Therapie in Anspruch zu nehmen, bedeutet, dass man Unterstützung bekommen kann, wann und wo man sie braucht. Man kann von zu Hause aus mit einer qualifizierten Therapeut:in sprechen, was besonders hilfreich sein kann, wenn man Schwierigkeiten hat, das Haus zu verlassen oder in einer abgelegenen, therapeutisch unterversorgten Gegend lebt.
Gerade die leichte Verfügbarkeit der verschiedenen digitalen Tools (z.B. Selbsthilfeübungen, Achtsamkeits- und Entspannungsübungen, Tagebücher und/oder Selbstbeobachtungen) im Alltag erhöht den Transfer des Gelernten ins Leben und stellt so eine gute Ergänzung zur traditionellen Therapie dar.
Depression ist eine schwere Krankheit, aber es ist wichtig zu wissen, dass Hilfe verfügbar und Besserung möglich ist. Es ist in Ordnung, um Hilfe zu bitten, und es ist in Ordnung, Unterstützung anzunehmen.
Also, wenn Sie sich niedergeschlagen, ausgebrannt oder einfach nur “nicht Sie selbst” fühlen, zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Psychotherapie könnte genau das sein, was Sie brauchen, um diesen ersten Schritt auf dem Weg zur Besserung zu machen. Denken Sie immer daran: Sie sind nicht allein und es gibt immer Hilfe und Hoffnung.
Vielen Dank fürs Lesen und bleiben Sie gesund!
Ihr Jan-Matthis Wasserfuhr