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  • Mar 10, 2025
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Angststörung: Behandlung

Die Auswahl der geeigneten Behandlungsmethode richtet sich nach der Art und Schwere der Angststörung, dem bisherigen Verlauf der Erkrankung sowie den individuellen Wünschen der Betroffenen. Besonders bei spezifischen Phobien wird die kognitive Verhaltenstherapie mit Expositionsverfahren als erste Wahl empfohlen. Zusätzlich bestehende psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen müssen dabei ebenfalls berücksichtigt und behandelt werden.

Den Boden der Angst stabilisieren: Wege zur Behandlung von Angststörungen

Individuelle Therapieansätze für nachhaltige Bewältigung

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen, lassen sich jedoch mit professioneller Hilfe in den meisten Fällen gut behandeln. Zur Wahl stehen dabei psychotherapeutische Verfahren, medikamentöse Behandlungen oder eine Kombination beider Ansätze. In jedem Fall erfordert der therapeutische Prozess Zeit und Geduld.

Die Auswahl der geeigneten Behandlungsmethode richtet sich nach der Art und Schwere der Angststörung, dem bisherigen Verlauf der Erkrankung sowie den individuellen Wünschen der Betroffenen. Besonders bei spezifischen Phobien wird die kognitive Verhaltenstherapie mit Expositionsverfahren als erste Wahl empfohlen. Zusätzlich bestehende psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Suchterkrankungen müssen dabei ebenfalls berücksichtigt und behandelt werden.

Ziele der Therapie

Das übergeordnete Ziel jeder Angsttherapie ist die nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität. Dies umfasst:

  • Reduzierung der Angstsymptome und des damit verbundenen Vermeidungsverhaltens
  • Wiederherstellung der beruflichen und sozialen Funktionsfähigkeit
  • Minimierung der Rückfallwahrscheinlichkeit

Um die bestmögliche Therapieform zu finden, ist ein ausführliches Gespräch mit einer qualifizierten Therapeutin oder einem qualifizierten Therapeuten essenziell. Wichtige Fragen, die dabei geklärt werden sollten, sind unter anderem:

  • Welche Therapieformen stehen zur Verfügung?
  • Welche Vor- und Nachteile bringen die einzelnen Verfahren mit sich?
  • Wie lange dauert die Behandlung voraussichtlich?
  • Welche eigenen Strategien können zur Bewältigung der Angst beitragen?

Psychotherapeutische Ansätze

Im Rahmen einer Psychotherapie arbeiten Klient:innen gemeinsam mit der behandelnden Person an der Identifikation, Bewältigung und langfristigen Reduktion der Angstsymptome. Eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung bildet dabei die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

Zu Beginn der Therapie wird umfassend erklärt, wie Angst entsteht, welche Faktoren sie aufrechterhalten und welche Behandlungsmöglichkeiten existieren (Psychoedukation). Dieser psychoedukative Teil hilft dabei, ein besseres Verständnis für die eigenen Symptome zu entwickeln. Anschließend setzt sich die Therapie mit den konkreten Auslösern der Angst auseinander und erarbeitet Strategien zur aktiven Konfrontation mit angstauslösenden Situationen.

In Deutschland werden von den gesetzlichen Krankenkassen vier psychotherapeutische Richtlinienverfahren erstattet: die Verhaltenstherapie, die analytische Psychotherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sowie die Systemische Therapie. Die Wirksamkeit dieser Methoden wurde wissenschaftlich belegt.

Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Strukturierte Konfrontation mit der Angst

Die kognitive Verhaltenstherapie gilt als besonders wirksam bei der Behandlung von Angststörungen. Ihr zugrunde liegt die Annahme, dass Gedanken, Bewertungen und Verhaltensweisen die emotionalen Reaktionen eines Menschen beeinflussen. Wer eine Situation als gefährlich wahrnimmt, erlebt zwangsläufig Angst.

Häufig sind ängstliche Überzeugungen unrealistisch und beruhen auf negativen Erfahrungen oder Fehlinterpretationen. In der KVT werden diese Denkmuster identifiziert, kritisch hinterfragt und durch realistischere Bewertungen ersetzt. Parallel dazu werden neue Verhaltensweisen erlernt, die den Betroffenen helfen, alternative Erfahrungen zu sammeln und das eigene Sicherheitsgefühl zu stärken.

Expositionsverfahren: Dem Unbehagen standhalten

Ein zentraler Bestandteil der kognitiven Verhaltenstherapie ist die Konfrontations- oder Expositionsbehandlung. Dabei stellen sich die Klient:innen bewusst den angstauslösenden Situationen, um zu erfahren, dass die befürchteten Katastrophen in der Regel nicht eintreten und die Angst nach einer gewissen Zeit von selbst nachlässt. Dies erfordert oft große Überwindung, führt jedoch langfristig zu einer deutlichen Reduktion der Angstreaktionen.

Während der Exposition wird darauf geachtet, dass keine Beruhigungsmittel oder Sicherheitsstrategien eingesetzt werden, um das Vertrauen in die eigene Bewältigungsfähigkeit zu stärken. Alternativ zur realen Konfrontation (in vivo) kann auch eine Exposition in der Vorstellung (in sensu) oder eine virtuelle Exposition durch Virtual-Reality-Technologie erfolgen, insbesondere bei spezifischen Phobien wie der Höhen- oder Flugangst.

Psychoanalytische und tiefenpsychologische Verfahren: Unbewusste Konflikte aufdecken

Diese Therapieansätze basieren auf der Annahme, dass frühkindliche Erfahrungen und unbewusste innere Konflikte das spätere Erleben und Verhalten beeinflussen. Angstsymptome werden dabei als Ausdruck tiefer liegender seelischer Konflikte betrachtet, etwa der Angst vor Trennung oder fehlendem Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen.

Die therapeutische Arbeit konzentriert sich darauf, unbewusste Zusammenhänge zu erkennen, vergangene Beziehungserfahrungen aufzuarbeiten und belastende Muster zu durchbrechen. Die langfristige therapeutische Beziehung unterstützt dabei den Prozess der inneren Stabilisierung und Stärkung des Selbstvertrauens.

Systemische Therapie: Der Einfluss des sozialen Umfelds

Besonders bei sozialer Phobie hat sich die Systemische Therapie als wirksam erwiesen. Sie betrachtet psychische Störungen als Ergebnis zwischenmenschlicher Interaktionen und setzt an den familiären oder sozialen Dynamiken an. In der Behandlung werden Konflikte und problematische Kommunikationsmuster analysiert und konstruktive Lösungswege entwickelt.

Internetbasierte Therapie: Digitale Unterstützung als Ergänzung

Die zunehmende Digitalisierung hat auch den Bereich der Psychotherapie erfasst. Internetbasierte Therapieangebote können diagnostische Verfahren, Video-Sitzungen oder therapeutische Übungen umfassen. Sie sollten jedoch nicht als alleinige Behandlung genutzt werden, sondern ergänzend zur klassischen Therapie oder als Überbrückung bis zum Beginn einer präsenzbasierten Behandlung.

Fazit: Den eigenen Weg zur Angstbewältigung finden

Die Behandlung von Angststörungen erfordert eine individuell abgestimmte Vorgehensweise. Ob kognitive Verhaltenstherapie mit Exposition, psychoanalytische Verfahren oder systemische Ansätze – entscheidend ist, dass Betroffene sich aktiv mit ihrer Angst auseinandersetzen und den Mut finden, neue Wege zu beschreiten. Mit professioneller Unterstützung und der Bereitschaft zur Veränderung ist es möglich, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen und den Boden der Angst zu festigen.

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