Diagnose PTBS – Wie wird eine Posttraumatische Belastungsstörung festgestellt?
Die Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erfordert eine sorgfältige Untersuchung durch einen Facharzt oder Psychotherapeuten. Entscheidend ist nicht nur das Vorliegen typischer Symptome, sondern auch die Abgrenzung zu anderen psychischen Störungen, die ähnliche Beschwerden verursachen können.
Gespräch und strukturierte Interviews
Zu Beginn erfolgt ein ausführliches Gespräch, in dem der Therapeut nach der Krankheitsgeschichte und den aktuellen Beschwerden fragt. Ein zentrales Element ist die Erkundigung nach belastenden Ereignissen in der Vergangenheit, da ein Trauma die Grundlage für eine PTBS bildet.
Um den Betroffenen nicht unnötig zu belasten, werden Fragen zum Trauma besonders behutsam gestellt. Der Fokus liegt darauf, eine zuverlässige Diagnose zu stellen, ohne ungewollt starke emotionale Reaktionen auszulösen. In vielen Fällen kommen strukturierte Interviews zum Einsatz, die helfen, eine PTBS sicher zu identifizieren und sie von anderen Störungen abzugrenzen.
Zu den häufig genutzten Diagnoseinstrumenten gehören:
- Posttraumatic Diagnostic Scale (PDS) – ein Fragebogen zur Einschätzung von PTBS-Symptomen
- Impact of Event Scale – Revised (IES-R) – erfasst die emotionale Belastung nach einem Trauma
- Clinician-Administered PTSD Scale (CAPS) – ein detailliertes Interview zur Erfassung der Schwere der Symptome
Wie häufig tritt eine PTBS auf?
Die Wahrscheinlichkeit, mindestens einmal im Leben an einer PTBS zu erkranken, liegt in Deutschland bei etwa 2 bis 7 Prozent. Frauen sind dabei doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Besonders gefährdet sind Menschen, die berufsbedingt oft mit traumatischen Ereignissen konfrontiert werden, etwa:
- Einsatzkräfte wie Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten
- Soldaten im aktiven Dienst
- Menschen in sozialen oder medizinischen Berufen, die Gewalt, Tod oder schwere Unfälle miterleben
Die Wahrscheinlichkeit, nach einem traumatischen Ereignis eine PTBS zu entwickeln, liegt bei 15 bis 24 Prozent. Das Risiko hängt jedoch stark von der Art des Traumas ab.
Wie verläuft eine PTBS?
Die Symptome einer PTBS können sich sofort nach dem Trauma, Wochen oder Monate später entwickeln – oder sogar erst nach Jahren auftreten.
Unbehandelt bleibt eine PTBS oft über viele Jahre bestehen. In schweren Fällen kann sie das gesamte Leben beeinflussen. Eine frühzeitige und gezielte Therapie kann jedoch die Symptome deutlich lindern oder sogar zum vollständigen Verschwinden der Beschwerden führen.
Welche psychischen Erkrankungen treten häufig zusammen mit PTBS auf?
Menschen, die ein Trauma erlebt haben, haben ein erhöhtes Risiko für weitere psychische Erkrankungen. Diese können unabhängig oder als Folge der PTBS auftreten. Zu den häufigsten Begleiterkrankungen gehören:
- Angststörungen (z. B. Panikstörungen, generalisierte Angststörung)
- Depressionen (anhaltende Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit)
- Somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden ohne organische Ursache, z. B. Schmerzen oder Erschöpfung)
- Suchterkrankungen (Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabhängigkeit als Bewältigungsstrategie)
- Essstörungen (z. B. Magersucht oder Essanfälle)
- Suizidgedanken oder -versuche
Langfristige Auswirkungen von Kindheitstraumata
Wenn das Trauma in der Kindheit oder Jugend stattfand, können sich zusätzlich schwerwiegende Persönlichkeitsstörungen entwickeln, darunter:
- Borderline-Persönlichkeitsstörung: Emotionale Instabilität, Impulsivität, Angst vor dem Verlassenwerden, selbstverletzendes Verhalten
- Dissoziale Persönlichkeitsstörung: Missachtung sozialer Regeln, geringe Empathie, rücksichtsloses Verhalten gegenüber anderen
Dissoziative Störungen oder PTBS?
Dissoziative Symptome wie Erinnerungslücken, das Gefühl, neben sich zu stehen (Depersonalisation) oder die Umwelt als unwirklich wahrzunehmen (Derealisation) sind häufige Begleiterscheinungen einer PTBS.
In manchen Fällen entwickelt sich jedoch eine eigenständige Dissoziative Störung, die diagnostisch von einer PTBS abgegrenzt werden muss. Dissoziative Störungen führen zu tiefgehenden Störungen des Bewusstseins, der Erinnerung oder der Körperwahrnehmung. Dazu gehören:
- Dissoziative Amnesie: Lücken im autobiografischen Gedächtnis, oft für belastende Ereignisse
- Dissoziative Identitätsstörung: Wechsel zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen
- Dissoziative Bewegungs- und Empfindungsstörungen: Plötzliche Lähmungen, Taubheitsgefühle oder Sehverlust ohne organische Ursache
Fazit
Die Diagnose einer PTBS erfordert eine sorgfältige Abklärung, um andere psychische Erkrankungen auszuschließen und eine passgenaue Behandlung einzuleiten. Obwohl PTBS schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben haben kann, gibt es wirksame Therapiemöglichkeiten, die Betroffenen helfen, das Trauma zu verarbeiten und ihre Lebensqualität zurückzugewinnen.