Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) – Wenn ein Trauma das Leben verändert
Eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann sich als Folge eines extrem belastenden oder lebensbedrohlichen Ereignisses entwickeln. Solche Erlebnisse reichen von schweren Unfällen und Gewalterfahrungen bis hin zu Naturkatastrophen oder langanhaltendem Missbrauch. In jedem Fall hinterlässt das Trauma tiefe Spuren in der Psyche und kann das Leben der Betroffenen nachhaltig beeinträchtigen. Während einige Menschen das Erlebte nach einer gewissen Zeit verarbeiten können, leiden andere noch Monate oder Jahre später unter den Folgen.
Wenn die Vergangenheit nicht loslässt: Ein Fallbeispiel
Die 28-jährige Lena R. arbeitet als Krankenschwester in einer Notaufnahme. Eines Abends wird ein schwer verletzter Patient eingeliefert, der Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. Trotz aller Bemühungen verstirbt der junge Mann vor ihren Augen. In den folgenden Wochen versucht Lena, den Vorfall hinter sich zu lassen. Sie redet sich ein, dass solche Situationen Teil ihres Berufs sind und sie lernen muss, damit umzugehen.
Doch mit der Zeit bemerkt sie, dass sie sich verändert hat. Nachts wird sie von Albträumen geplagt, in denen sie das Sterben des Patienten immer wieder durchlebt. In der Notaufnahme fühlt sie sich zunehmend unwohl – besonders, wenn sie mit blutenden oder schwer verletzten Menschen zu tun hat. Geräusche, die sie früher nicht wahrgenommen hat, wie das Piepen von medizinischen Geräten oder das Öffnen der Schiebetüren, lösen in ihr plötzlich Panik aus.
Um diesen Empfindungen zu entgehen, beginnt Lena, Schichten zu tauschen oder sich krankzumelden. Sie meidet Gespräche über den Vorfall und zieht sich immer mehr von Kollegen und Freunden zurück. Sie fühlt sich taub, kann keine Freude mehr empfinden und fragt sich, ob sie ihren Beruf noch weiter ausüben kann. Schließlich sucht sie Hilfe bei einer Psychotherapeutin, die bei ihr eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert.
Typische Symptome einer PTBS
Nach der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) äußert sich eine PTBS durch eine Vielzahl von Symptomen, die den Alltag erheblich beeinträchtigen können.
1. Wiedererleben des Traumas
Viele Betroffene haben ungewollte, belastende Erinnerungen an das Ereignis. Diese können sich in Flashbacks äußern – plötzlichen, intensiven Erinnerungen, die sich so anfühlen, als würde das Trauma erneut passieren. Auch Albträume sind häufig. Bestimmte Schlüsselreize – ein bestimmter Geruch, ein Geräusch oder eine Situation – können das Erlebte plötzlich wieder ins Bewusstsein rufen und starke emotionale Reaktionen auslösen.
2. Vermeidung und emotionale Abstumpfung
Um nicht erneut mit der Angst konfrontiert zu werden, meiden Menschen mit PTBS bewusst Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. Manche ziehen sich komplett zurück und empfinden kaum noch Freude oder Nähe zu anderen Menschen. Sie berichten oft von einem Gefühl der inneren Leere oder emotionaler Taubheit.
3. Erhöhte Alarmbereitschaft (Hyperarousal)
Menschen mit PTBS leben oft in einem Zustand permanenter Anspannung. Ihr Körper ist in ständiger Alarmbereitschaft, als wäre die Gefahr noch nicht vorüber. Typische Symptome sind:
- Schlafstörungen (Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen)
- Übermäßige Schreckhaftigkeit (intensive Reaktionen auf plötzliche Geräusche oder Berührungen)
- Hypervigilanz (übermäßige Wachsamkeit und das Gefühl, ständig auf der Hut sein zu müssen)
- Konzentrationsprobleme und Gedächtnisschwierigkeiten
- Reizbarkeit oder plötzliche Wutausbrüche
4. Veränderungen in Stimmung und Verhalten
PTBS kann starke Ängste, Depressionen und Schuldgefühle auslösen. Viele Betroffene empfinden Gleichgültigkeit gegenüber ihrer Umgebung und verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen früher wichtig waren. Der soziale Rückzug verstärkt oft das Gefühl der Isolation.
Das Leben mit PTBS: Wenn Sicherheit zur Illusion wird
Menschen mit PTBS empfinden ihre Umwelt oft als unsicher und feindselig. Situationen, die früher selbstverständlich waren, lösen nun Angst aus. Selbst alltägliche Geräusche oder Gerüche können das Gefühl hervorrufen, wieder im traumatischen Moment gefangen zu sein. Diese ständige Alarmbereitschaft führt zu Erschöpfung und kann das Berufs- und Privatleben stark beeinträchtigen.
Eine PTBS wird diagnostiziert, wenn die Symptome innerhalb von sechs Monaten nach dem Trauma auftreten und mindestens einen Monat lang bestehen bleiben. Allerdings können sich Symptome auch erst Jahre nach dem traumatischen Erlebnis zeigen, wenn bestimmte Umstände oder Lebensveränderungen sie auslösen.
Fazit
Eine Posttraumatische Belastungsstörung kann das Leben erheblich einschränken, doch es gibt effektive Behandlungsmöglichkeiten. Psychotherapeutische Verfahren wie die Traumatherapie helfen Betroffenen, das Erlebte zu verarbeiten und Strategien zu entwickeln, um die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen. Mit der richtigen Unterstützung ist es möglich, langfristig wieder Stabilität und Lebensqualität zu erlangen.