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  • Mar 11, 2025
  • 4 min read

Alokoholabhängigkeit: Diagnose

Alkoholabhängigkeit entwickelt sich oft schleichend, und viele Betroffene können ihr Problem über lange Zeit verbergen oder herunterspielen – sogar vor sich selbst. Eine exakte Diagnostik ist daher essenziell, um den Schweregrad der Abhängigkeit festzustellen und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Alkoholabhängigkeit erkennen: Warum eine präzise Diagnose entscheidend ist

Alkoholabhängigkeit entwickelt sich oft schleichend, und viele Betroffene können ihr Problem über lange Zeit verbergen oder herunterspielen – sogar vor sich selbst. Eine exakte Diagnostik ist daher essenziell, um den Schweregrad der Abhängigkeit festzustellen und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Eine Diagnose erfolgt in der Regel, wenn eine Person von sich aus Hilfe sucht oder wenn Auffälligkeiten – etwa im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz – eine Untersuchung notwendig machen. Doch selbst dann neigen viele dazu, ihren Konsum zu verharmlosen. Deshalb ist es wichtig, verschiedene diagnostische Methoden zu kombinieren, um ein möglichst genaues Bild zu erhalten.

Wie wird eine Alkoholsucht diagnostiziert?

Eine professionelle Diagnose basiert auf mehreren Faktoren:

  • Gespräch mit einem Arzt oder Therapeuten – Erfassung der Krankengeschichte und des Trinkverhaltens
  • Verhaltensbeobachtung – Ist die betroffene Person alkoholisiert? Wie reagiert sie auf Fragen zum Alkoholkonsum?
  • Standardisierte Tests und Fragebögen – helfen, die Abhängigkeit objektiv zu bewerten
  • Laboruntersuchungen – liefern Hinweise auf langfristigen Alkoholkonsum und gesundheitliche Folgen
  • Befragung von Angehörigen – kann ein vollständigeres Bild der Situation geben

Diese Kombination aus Selbstauskunft, objektiven Tests und medizinischen Untersuchungen ermöglicht eine präzise Einschätzung der Situation.

Gespräch und Verhaltensanalyse: Der erste Schritt zur Diagnose

Zu Beginn der Untersuchung führt der Arzt oder Psychologe ein ausführliches Gespräch mit der betroffenen Person. Dabei geht es um:

  • Häufigkeit und Menge des Alkoholkonsums
  • Dauer des problematischen Trinkverhaltens
  • Auslöser für den Alkoholkonsum (z. B. Stress, soziale Anlässe)
  • Versuche, den Konsum zu reduzieren oder aufzuhören
  • Mögliche Entzugserscheinungen (z. B. Zittern, Schwitzen, Unruhe)
  • Psychische oder körperliche Beschwerden, die mit dem Alkoholkonsum zusammenhängen

Parallel dazu wird das Verhalten der betroffenen Person beobachtet: Erscheint sie alkoholisiert zum Gespräch? Zeigt sie Anzeichen von Entzug? Weicht sie Fragen aus oder bagatellisiert ihren Konsum?

Da viele Menschen ihr Trinkverhalten bewusst oder unbewusst herunterspielen, sind weitere Tests notwendig, um eine realistische Einschätzung zu bekommen.

Standardisierte Tests: Wie lässt sich Alkoholabhängigkeit objektiv messen?

Um die Abhängigkeit systematisch zu erfassen, werden häufig Fragebögen und Tests eingesetzt. Drei der wichtigsten sind:

  • AUDIT (Alcohol Use Disorder Identification Test) – ein standardisierter Test zur Früherkennung von Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit. Durch zehn Fragen zu Trinkverhalten und Konsequenzen lässt sich ein Risikowert berechnen.
  • Trierer Alkoholismus-Inventar (TAI) – analysiert die Entstehung des Alkoholproblems und die individuellen Trinkmotive.
  • Addiction Severity Index (ASI) – erfasst umfassend, welche sozialen, beruflichen und gesundheitlichen Probleme mit dem Alkoholkonsum zusammenhängen.

Solche Tests sind besonders wertvoll, da sie helfen, eine objektive Einschätzung zu bekommen – unabhängig davon, ob die betroffene Person ihren Konsum herunterspielt oder überschätzt.

Befragung von Angehörigen: Eine wichtige Ergänzung

Da Betroffene oft Schwierigkeiten haben, ihren eigenen Konsum realistisch einzuschätzen, kann es hilfreich sein, auch nahestehende Personen in die Diagnostik einzubeziehen.

Partner, Familie oder enge Freunde können wertvolle Hinweise geben, z. B.:

  • Haben sich Persönlichkeit oder Verhalten der betroffenen Person verändert?
  • Sind soziale Konflikte oder finanzielle Probleme durch den Alkoholkonsum entstanden?
  • Gab es schon einmal erfolglose Versuche, mit dem Trinken aufzuhören?

In manchen Fällen werden auch behördliche Informationen herangezogen – etwa wenn jemand bereits wegen Alkohol im Straßenverkehr auffällig wurde oder gerichtliche Verfahren aufgrund von Trunkenheit bestehen.

Medizinische Untersuchungen: Was verrät eine Blutprobe?

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik sind Blutuntersuchungen, da sie objektive Hinweise auf langfristigen Alkoholkonsum liefern. Wichtige Laborwerte sind:

  • CDT-Wert (Carbohydrate-Deficient Transferrin)
    • Zeigt an, ob in den letzten zwei bis vier Wochen regelmäßig größere Mengen Alkohol konsumiert wurden.
    • Erhöhte Werte deuten auf chronischen Alkoholmissbrauch hin.
  • Gamma-GT (GGT)
    • Ein Leberenzym, das bei regelmäßigem Alkoholkonsum oder Leberschädigung ansteigen kann. Ist jedoch weniger spezifisch als CDT.
  • MCV (Mittleres Erythrozytenvolumen)
    • Kann bei chronischem Alkoholkonsum erhöht sein.
  • AST & ALT (Leberenzyme)
    • Zeigen, ob die Leber durch langfristigen Alkoholkonsum oder andere Ursachen geschädigt wurde.

Je nach Fall können weitere Tests durchgeführt werden, um zu prüfen, ob bereits hirnorganische Schäden (z. B. durch Bildgebung) oder andere Folgeerkrankungen vorliegen.

Warum ist eine genaue Diagnose so wichtig?

  • Verborgene Abhängigkeit aufdecken – Viele Menschen verheimlichen oder unterschätzen ihr Alkoholproblem.
  • Den Schweregrad der Sucht bestimmen – Nicht jeder, der zu viel trinkt, ist abhängig im klinischen Sinne – eine genaue Abklärung differenziert zwischen riskantem Gebrauch, schädlichem Gebrauch und Abhängigkeit.
  • Individuelle Therapieplanung ermöglichen – Die Diagnose und der Schweregrad entscheiden darüber, welche Behandlungsform (ambulant, teilstationär, stationär) und welche Therapieintensität am besten geeignet ist.

Ohne eine präzise Diagnostik besteht die Gefahr, dass ein ernsthaftes Alkoholproblem übersehen, falsch eingeschätzt oder nicht adäquat behandelt wird.

Fazit: Nur wer das Problem erkennt, kann es lösen

  • Viele Menschen mit Alkoholproblemen verharmlosen ihren Konsum – eine objektive Diagnose ist daher entscheidend.
  • Durch Gespräche, Verhaltensbeobachtung, standardisierte Tests, Laborwerte und gegebenenfalls Informationen von Angehörigen kann eine exakte Einschätzung getroffen werden.
  • Die richtige Diagnose ist die Grundlage für eine erfolgreiche und individuell abgestimmte Behandlung.

Wer das Gefühl hat, seinen Alkoholkonsum nicht mehr im Griff zu haben oder sich Sorgen um eine nahestehende Person macht, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Je früher eine Abhängigkeit erkannt und diagnostiziert wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung und die Vermeidung schwerwiegender Folgeerkrankungen.